Warum es manchmal gut tut, nicht immer nett zu sein – und wie uns das stärkt
Hast du dich jemals dabei ertappt, wie du einfach mal nicht freundlich sein wolltest? In einer Welt, in der erwartet wird, dass wir ständig rücksichtsvoll, zuvorkommend und nett sind, schleicht sich manchmal das Bedürfnis ein, einfach „böse“ zu sein – zumindest für einen Moment, für einen Tag oder für eine kleine Weile.
Keine Sorge, ich spreche nicht davon, dass jeder von uns den Wunsch hat, jemandem ernsthaft zu schaden oder jemanden zu töten. Nein, böse sein kann viel subtiler sein. Ich möchte euch drei Beispiele nennen: Wir ignorieren jemanden absichtlich, obwohl man seine Anwesenheit bemerkt hat. Verletzende oder sarkastische Kommentare, um anderes kleinzumachen, zählen auch dazu. Andere gezielt täuschen, um eigene Vorteile auf Kosten des Vertrauens der Person oder Lügen und bewusst falsche Informationen verbreiten, um sich einen Vorteil zu verschaffen.
Aber warum wollen wir das überhaupt? Und was kann das mit uns machen?
Was glaubst du, warum wir manchmal bewusst die „böse“ Seite wählen? Nun, das erzähle ich dir jetzt!
- Selbstbehauptung
Wenn wir immer nur nett sind, vernachlässigen wir unsere eigenen Bedürfnisse. Die ständige Rücksichtnahme drängt an unsere persönlichen Grenzen – und in genau diesen Momenten erwacht der Wunsch, „böse“ zu sein. Wir sagen „Nein“, wehren uns oder brechen aus Erwartungen aus. Dieses „Böse“ ist oft nur eine Reaktion darauf, dass wir uns selbst schützen und unsere Grenzen wahren wollen.
- Widerstand gegen gesellschaftliche Erwartungen
Gesellschaftliche Normen und Erwartungen drücken uns oft in bestimmte Rollen. Diese immer zu erfüllen, kann anstrengend sein und uns das Gefühl geben, keine Kontrolle mehr zu haben. Wenn wir „böse“ sind, rebellieren wir gegen diese Zwänge und holen uns ein Stück Freiheit zurück. Es ist ein Ausdruck von Selbstbestimmung – ein Weg, um zu zeigen, dass wir nicht in eine Schublade passen.
- Stressabbau und emotionales Ventil
Manchmal sammeln sich Wut, Frust und Stress an, bis sie einfach rausmüssen. „Böse“ zu sein, kann in solchen Momenten eine Form des Ventils sein – sei es durch eine direkte Konfrontation, ein wütendes Wort oder das Aufzeigen von Missständen. Es fühlt sich gut an, weil es uns hilft, Druck abzubauen und negative Emotionen loszuwerden.
Die Gefahr des Dauerhaften: Was passiert, wenn wir zu oft böse sind?
Auch wenn es manchmal notwendig und befreiend ist, böse zu sein, lauert eine Gefahr darin, diesen Zustand zu lange aufrechtzuerhalten. Menschen, die dauerhaft „böse“ sind, entwickeln oft ein negatives Weltbild, das sie selbst und ihre Beziehungen schädigt. Sie neigen dazu, andere zu manipulieren, auf Kosten anderer zu agieren und langfristig Einsamkeit zu erfahren. Was uns von diesen Menschen unterscheidet, ist unser Bewusstsein für diese „böse“ Phase und die Fähigkeit, nach dem Ausleben dieser Emotionen wieder zur Balance zurückzufinden.
Wer ständig böse agiert, verlernt Empathie, verliert das Vertrauen der Mitmenschen und schwächt langfristig sein eigenes soziales Netzwerk. Die Kunst liegt darin, dieses „Böse“ bewusst zuzulassen, ohne darin zu versinken.
Wie uns das „böse“ Sein auch stärken kann
Tatsächlich kann es uns enorm stärken, wenn wir dieses Gefühl gezielt und bewusst einsetzen. Hier sind drei Möglichkeiten, wie das „böse“ Sein uns helfen kann:
- Klarere Grenzen setzen
Wer nicht ständig nett ist, zeigt klar, wo seine eigenen Grenzen liegen. Es ist ein Signal an die Umwelt, dass du nicht bereit bist, alles hinzunehmen. Auf diese Weise werden deine Bedürfnisse respektiert und du fühlst dich stärker, weil du dich selbst behaupten kannst.
- Durchsetzungsfähigkeit trainieren
Manchmal ist es notwendig, sich durchzusetzen, auch wenn das bedeutet, dass andere dich als „böse“ wahrnehmen. In solchen Momenten wächst deine Selbstsicherheit und du entwickelst die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, ohne ständig auf Zustimmung von außen angewiesen zu sein.
- Selbstreflexion und emotionale Klarheit
Wenn du deinen inneren „bösen“ Teil bewusst zulässt, kannst du danach reflektieren, was genau dich dazu gebracht hat. Dieser Prozess führt zu mehr emotionaler Klarheit: Du verstehst, was dich ärgert, was dir wichtig ist und wie du zukünftig besser mit diesen Emotionen umgehen kannst.
Fazit: Warum wir das „böse“ Sein manchmal brauchen
Das „böse“ Sein ist kein Zustand, in dem wir dauerhaft verharren sollten, aber es kann uns helfen, uns selbst zu behaupten, emotionale Lasten loszuwerden und uns gegen unfaire Erwartungen zu wehren. Es geht nicht darum, Menschen bewusst zu verletzen, sondern darum, in bestimmten Momenten den eigenen Bedürfnissen Raum zu geben. Wenn wir es bewusst nutzen, kann das „böse“ Sein eine Kraftquelle sein, die uns stärkt, uns selbst näherbringt und uns hilft, unsere Grenzen klar zu kommunizieren – ohne dass wir auf Dauer zu „Bösen“ werden.